Auf der diesjährigen Jahrestagung wurden folgende Preise verliehen:
- David Dorn erhielt den Hermann-Heinrich-Gossen-Preis
- Veronika Grimm erhielt den Gustav-Stolper-Preis
- Hanna Schwank erhielt den Reinhard-Selten-Preis (Young Author Best Paper Award)
Der schönen Tradition folgend haben wir kurze Interviews mit den Preisträgerinnen und dem Preisträger geführt.
Ein Blick zurück: Was hätten Sie als Studentin bzw. Student der Wirtschaftswissenschaften gern früher gewusst?
David Dorn: Dass sich die Ökonomik nicht nur mit abstrakten Konzepten und Modellen befasst, sondern auch mit vielen sozialen Problemen, mit denen die Menschen in ihrem Alltag konfrontiert sind.
Veronika Grimm: In meinem Studium fehlte eine tiefergehende Veranstaltung zur Spieltheorie – das hätte ich gerne früher gelernt – ich habe mir da im Zuge meiner Diplomarbeit vieles selbst beigebracht und erst während der Promotion Kurse besucht und auch Lehrveranstaltungen zur Spieltheorie unterstützt. Das hat mir viel Freude bereitet.
Hanna Schwank: Als Studentin hätte ich gerne früher gewusst, wie vielfältig die VWL ist. Der Studienbeginn fokussiert naturgemäß auf den konventionellen makro- und mikroökonomischen Theorien. Meine Begeisterung für das Fach entfaltete sich jedoch erst vollständig, als ich mich mit Fragestellungen auseinandersetzte, die Schnittmengen zu anderen Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaften und Geschichte aufwiesen.
Ein Blick ins Jetzt: Was beschäftigt Sie gerade am meisten in Ihrer Forschung?
David Dorn: Ich studiere, wie sich Globalisierung und technologischer Wandel auf Arbeitsmarkt, Gesellschaft und Politik auswirken. Große Umwälzungen im Arbeitsmarkt können erstaunlich lange andauernde gesellschaftliche Probleme hervorrufen.
Veronika Grimm: Ich beschäftige mich mit Energiemärkten, vor allem mit der Frage, wie sich der globale Energiehandel im Zuge der Transformation zur Klimaneutralität verändern wird und welche Gestaltungsmöglichkeiten es für Europa gibt. Wir werden in 20 Jahren große Mengen grünen Wasserstoffs und darauf basierender Energieträger importieren. Es besteht jetzt die Chance, die Importe von vorn herein zu diversifizieren – vor allem haben viele Demokratien weltweit günstige Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff.
Ein zweites Forschungsthema die Informationsverarbeitung der Individuen in Zeiten sozialer Medien. Es gibt viele bereits bekannte Verzerrungen bei der Interpretation von Informationen, die man über soziale Netzwerke erhält. Mich interessiert, welche Bedeutung diese bei der Nutzung von sozialen Medien haben, wie dies missbräuchlich genutzt werden kann und wie man durch geeignete Rahmenbedingungen die missbräuchliche Nutzung sozialer Medien eindämmen kann.
Hanna Schwank: Aktuell widme ich mich zwei zentralen Forschungsthemen. Zum einen erforsche ich die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf unmittelbar betroffene Personen und Haushalte, wobei ich zum Beispiel die Auswirkungen auf die Berufstätigkeit unter die Lupe nehme. Darüber hinaus beschäftige ich mich intensiv mit Geschlechterunterschieden auf dem Arbeitsmarkt, wobei mein aktuelles Schwerpunktthema der Gender Pay Gap ist.
Ein Blick nach vorn: Die deutsche Bundesregierung plant gerade ein neues Forschungsdatengesetz. Was sollte definitiv im neuen Forschungsdatengesetz stehen?
David Dorn: Es wäre wünschenswert, dass vom Staat erhobene Administrativdaten grundsätzlich für Forschungszwecke zugänglich gemacht werden müssen. Besonders wichtig scheint mir ein guter Datenzugang für Nachwuchsforschende, die weder über ein weites Beziehungsnetzwerk noch über ein großes Forschungsbudget verfügen.
Veronika Grimm: Man sollte eine outputorientierte Statistikgesetzgebung umsetzen, bei der den Institutionen viel Freiheit bei der Identifikation und der Erhebung der notwendigen Daten zugestanden wird. Außerdem sollte die Forschung ein hohes Gewicht bei der Güterabwägung erhalten, administrative Daten sollten umfangreicher für die Forschung nutzbar gemacht und Datenverknüpfung zu Forschungszwecken erleichtert werden.
Hanna Schwank: Meiner Ansicht nach sollten im neuen Forschungsdatengesetz die Verknüpfbarkeit und der Zugang zu Daten als zentrale Punkte verankert werden. In Deutschland werden zwar viele Daten erhoben, jedoch bleibt das Potenzial oft ungenutzt, da rechtliche Beschränkungen die Verknüpfung unterschiedlicher Datensätze behindern. Des Weiteren ist es entscheidend, dass alle relevanten Datensätze der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich gemacht werden, unabhängig von der Zugehörigkeit zu bestimmten Institutionen.